7 STUNDEN - KAPITEL 2

7 STUNDEN ...

... oder das Mädchen von Manerola 


Novelle von Anja Mond - MondGeschichten





KAPITEL 2


John zuckte zusammen, er erwachte aus seiner Trance, war es eine Trance, nein, es war, als hätte er soeben die Worte „Auf Wiedersehen“ vernommen … aber Vater Lorenzo? Wer ist das? War er das? Das kann nicht sein, er schaute sich um, lag immer noch im Sand, doch er war nun völlig aufgewühlt und hatte keine Ahnung mehr, wer er war und wo er war. Sara, wo ist Sara, dachte er, doch niemand war in der Nähe. 


Er war völlig verwirrt und versuchte aufzustehen. Langsam streckte er sich nochmal, um wieder Blut durch seine Adern fließen zu lassen und erhob sich, schüttelte sich den Sand aus seiner Kleidung und blickte aufs Meer. Es war totenstill, keine einzige Welle war zu sehen. Er ging langsam ans Wasser und befeuchtete sich sein Gesicht, versuchte, klar, ganz wach zu werden. Doch irgendwas blieb, ein komisches Gefühl, eine völlig neue Dimension seines Bewusstseins schien ihn gerade zu durchfluten. Ihm fiel ein, dass er heute Abend noch ein Konzert geben muss. 


Neben seiner Kellner-Tätigkeit machte er Musik, spielte Klavier und hatte viele Möglichkeiten gefunden, seinem ungewöhnlichen Talent Ausdruck zu verleihen und plötzlich war alles wieder ganz klar. Er dachte, es sei alles nur ein blöder Traum gewesen. Diese Frau, Sara, der Priester … alles komplett erträumt. Nichts von dem kann real gewesen sein, oder doch? Nun, er hatte nun keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Er rannte förmlich nach Hause. Doch irgendwas war an ihm, er konnte es sich nicht erklären. Es sei, als umhülle ihn ein samtiges Tuch … weich, nach Jasmin duftend … aber wie kann das sein? Er hielt kurz inne, als er an seinem Appartement angekommen war und berührte seine Haut. Denn nur an den Stellen der Haut fühlte er einen seltsamen aber angenehmen Druck … 


Er schloss die Tür auf und ging ins Haus. Es lag an einem großen Teich, nicht weit von der Stadt und dem Café, in dem er als Kellner arbeitete. Als er in die Wohnung kam, zog er sich die Schuhe aus, die noch voller Sand waren und setzte sich auf seinen Lieblingssessel, er hatte einen zauberhaften Sessel, in dem er oft davon träumte, einmal ein großer Konzert-Pianist zu werden … und plötzlich durchströmte ihn ein Gefühl von Wärme und Zartheit, was ihn so überwältigte, dass er sich an sein weißes Klavier setzte und anfing zu spielen. Eine Melodie, die direkt aus seinem Herzen kam und er konnte nicht mehr aufhören. Er sah sie, Sara und sie war nur noch in ein Tuch gehüllt, in ein Tuch von hellblauer Seide. 


Aber wer war sie, wo war sie und was sollte er nun tun? Er träumte und spielte, bis er in völliger Trance eins mit der Melodie geworden war. Eine Melodie, die er weder kannte und doch spielte. 18.03.2014 Plötzlich klingelte es an seiner Tür. John öffnete die Tür, doch niemand war da. Er schaute nach links, nach rechts, doch nirgends war jemand zu sehen. Nachdenklich schloss er wieder die Tür und ging in sein Arbeitszimmer, wo sich auch sein Klavier befindet. Auf dem Sofa, was daneben stand, saß sie und er erschrak, als er Sara sah. „Wie bist Du hier hereingekommen“, fragte er, obwohl er es bereits wusste. 


„Bist Du bereit für die nächste Stunde? Eine ist bisher vergangen, wollen wir mit der zweiten beginnen?“ „Was, eine Stunde waren wir erst zusammen“, fragte er erstaunt? Mir ist, als wären es hunderte gewesen.“ Sie lächelte, und dabei sah man ihr feines Grübchen, was wie eine kleine Knospe aussah, eine Knospe des Magnolienbaumes, Johns Lieblingsbaum. Sara sagte sanft: „John, auch wenn Zeit und Raum eine Illusion sind, so haben wir dennoch erst eine Stunde miteinander verbracht. Also, bist Du bereit? John setzte sich ans Klavier und spielte eine Melodie, die er kurz vorher geschrieben hatte. Ohne zu wissen, woher diese Melodie kam, wusste er intuitiv, dass Sara sie ihm zugeflüstert haben musste, denn diese Melodie hatte die Süße ihres Lächelns und den Klang ihrer Stimme. 


Er nannte dieses Stück „Tausendundeine Nacht“ und er war wie betäubt, als sie nun einfach da saß und ihm und seinen Klängen lauschte. Doch plötzlich verwandelte sich sein Glücksgefühl in eine Panik, er hörte sofort auf zu spielen und sagte laut: „Verlasse sofort diese Kirche, sie ist kein Ort für Menschen wie dich.“ Sein Klavierspiel verstummte und er hatte Schweißperlen auf der Stirn. Sara trat auf ihn zu und hielt sein Gesicht in ihren Händen. Plötzlich starrte er sie an und erinnerte sich. Er sagte leise zu Sara: „Ich bin Priester und darf dich nicht sehen.“ Sara sagte, „nein, du warst Priester und nun bist du hier in Manerola.“ John wusste plötzlich, dass er diese Vision schon einmal vorher hatte und begriff, dass er soeben wieder eine Rückschau erlebte, ja er erinnerte sich ganz klar. Ohne darauf einzugehen fragte Sara: 


„Bist du bereit für die zweite Stunde?“ John erwiderte: „Ja, aber bitte erkläre mir, was da mit mir passiert ist.“ Sara flüsterte: „John, wir kennen uns schon sehr sehr lange, nur hast du mir nie zuhören wollen, obwohl meine Worte für dich so wichtig gewesen wären. Du hattest nur an dein System geglaubt, dein Herz verloren und starbst in vollkommener Leere. Damals in einer Kirche in Rom. Deine letzten Worten waren: „Ich werde dich finden und töten.“ Und plötzlich war John wieder in der Kirche, Pater Lorenzo, er versuchte diese Zigeunerin aus der Kirche zu vertreiben, doch kurz bevor sie am Ausgang war, drehte sie sich um und schaute ihm in die Augen. Sie sah seine Liebe, doch sie verstand es nicht, er hatte Augen wie ein Liebender und Worte wie ein Mörder. John spürte nun wieder Saras Hände, diesmal streichelte sie seinen Kopf, sie bewegte ihre Hände wie bei einer sanften Massage, ihre Finger kreisten um seine Schläfen und er genoss so sehr ihre Berührung, dachte er doch dabei, dass er es schon einmal so erlebt hatte. 


Er konnte für sich nicht klären, was da gerade mit ihm geschah, Saras Finger waren so weich und glitten nun über sein Gesicht, sie berührte seine Stirn, seine Nase, seine Wangen und sein Kinn, sie fuhr mit ihrem Zeigefinger über seine Nase und John entspannte so sehr, dass er die Augen schloss und nichts mehr denken konnte. Er wusste nicht, wer Sara war, doch noch viel weniger wusste er, wer er selbst war. Er fühlte nur ein unsichtbares Band, was ihn mit Sara nun zusammenzuschnüren schien. Ja, es fühlte sich für ihn an, als würden beide nun gefesselt werden. Er öffnete plötzlich seine Augen und tatsächlich sah er ein hellblaues Tuch, was sie um ihn und sich selbst geschnürt hatte. Ein Tuch aus Seide, er erschrak nicht, doch fragte sie leise, was sie da machte … Sara hielt seinen Mund mit ihren Händen zu und er vernahm ein leises „Sch … 

„ John und Sara waren nun in ein endloses hellblaues Tuch gehüllt, es fühlte sich für John so an, als sei er geborgen, getragen und gehalten, wie noch nie in seinem Leben und nun fragte er sich wieder, was hier eigentlich passiert, da hörte er Sara leise sprechen, es war ihm, als käme diese Stimme aus dem Weltall. John“ sagte sie, nun scheinst Du offen zu sein für eine Erfahrung, die dir in deinem Leben schon immer gefehlt hat. Als Priester hattest du damals keine Lebensfreude empfunden, warst in einem System gefangen, was dir zwar Stille aber keinen Frieden brachte, du glaubtest Gott zu dienen, doch du hast nur dir selbst gedient. Jede Art von Berührung war dir fremd, hast du verschmäht und abgelehnt, aus Angst, Gott untreu zu werden. Dabei hattest du dich selbst betrogen. Unser Körper ist wunderbar, er besteht aus so vielen Elementen und Energiefeldern, ich erzählte dir von deinem Energiefeld des Wurzel-Chakras, was mit dem Element Erde in Verbindung steht, dem Geruchsinn zugeordnet ist und für die gesamte stabile Struktur in Deinem Leben zuständig ist. 

Das Wurzel-Chakra in deinem Körper ist überaus stark ausgeprägt. Dieses Energierad dreht sich in unglaublicher Stärke und hat dich so stark gemacht, wie du jetzt bist, doch … heute will ich dir von deinem 2. Chakra, deinem Sakral-Chakra erzählen. Es ist das Chakra der Lebensfreude, des Genusses, der sinnlichen Liebe, der Partnerschaft, der absoluten Bewegung. Alles, was fließt, sowohl in deinem physischen als auch in deinem psychischen Körper wird von dem Sakral-Chakra beeinflusst. Es ist das sinnlichste Chakra und demnach auch das Chakra des Lebens. Du spürst dieses Tuch jetzt, du spürst mich, du spürst aber nicht dich selbst, du spürst schon lange gar nichts mehr, stimmt´s? 

Im Sakral-Chakra geht es nicht um irgendetwas Vernünftiges, sondern es ist das Chakra der Unvernunft, des Genusses, der Sinnlichkeit. Du sollst nun all deine Gedanken ausschalten und nur genießen, spüre mich und dich, denke nicht, fühle nur. Alles ist gut und unschuldig, das hat du nie so gelernt, denn als Priester war es eine Sünde, und du hast viele Menschen töten lassen, aus Angst, dieses Gefühl einmal selbst erleben zu müssen. Das Gefühl der Freude, das Erlebnis der Sinne. Du hast es verschmäht, eine einfache Berührung, selbst von einem unschuldigen Menschen hast du als Teufelswerk betrachtet. Ich war damals die Zigeunerin und hatte eine Botschaft für dich, doch du warst blind und wolltest mich am Ende töten, doch so weit kam es gottseidank nicht, denn du spürtest etwas, was dir bis dahin unbekannt war, es war die zarteste Berührung einer Frau, die sich einfach nur erlaubt hatte, dir zum Abschied eine Umarmung der besonderen Art zu schenken. Als du damals diese Zigeunerin aus der Kirche geworfen hattest, passierte etwas, was du nie in deinem Leben und in den Leben danach vergessen hast. Und plötzlich stand John wieder in der Kirche und sah wie diese junge Frau an der Kirchentür stehen blieb. Sie drehte sich noch einmal um und er stand nur da, doch plötzlich nahm er sie in den Arm, sagte kein Wort, sondern hielt sie nur fest... 

Sie standen ein paar Minuten so da und er bemerkte, wie sein Herz glühte, sein ganzer Brustkorb im Bereich seines Herzens war heiß wie eine Lava, die eben aus dem innersten eines Vulkanes emporsteigt. Saras Herz war eins mit ihrem ganzen Sein und nahm diese Hitze in sich auf, die sich mit ihrer verband. Es war als verschmolzen beide Herzen miteinander. Eine ganze Weile standen sie so da, schließlich fragte sie ihn: „Spürst du es auch?“ Er sagte: „Ich spüre nichts, nur dass mein Herz vor Hitze zu platzen droht.“ Doch tatsächlich spürte er sonst nichts. Sein Körper glühte, doch er spürte nichts, sein Gefühlskörper war von seinem physischen Körper getrennt. Sie lösten sich aus der Umarmung und Katharina stand ratlos da. Er blickte sie an und war irritiert. 

Er wollte sie nochmal halten, doch er war wie erstarrt, doch Katharina blickte ihn lächelnd an. Sie wusste, was er brauchte, aber nicht, was er wollte, und Lorenzo war für eine Sekunde dem Erdboden enthoben. Als sie langsam wieder zur Tür ging, rief er ihr leise zu: „Ich werde dich finden und dich töten, du weißt das, also sorge dafür, dass ich dich nie finde...! John spürte das seidige Tuch wie seltsam um seine Brust geschnürt, Sara hielt noch immer sein Gesicht, doch er war wie leer, ausgebrannt und erschöpft. Ihm wurde klar, dass er hier zwischen Welten und Leben hin und herwanderte und zum ersten Mal erlebte, wie er „lebte“, er fühlte etwas, was er noch nie fühlte, nämlich er fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben „berührt“. Er wurde schon oft angefasst, doch noch nie berührt. Er wusste plötzlich, was Sara meinte, ihm war klar, wer Lorenzo war, Lorenzo war immer noch der Teil in ihm, der alles, was mit wahrer Berührung zu tun hat, ablehnt. Lorenzo ist nicht tot. Lorenzo war die andere Seite in Johns Leben. 

Als er das dachte, flüsterte Sara ihm zu: „Nun weißt du alles über das Sakral-Chakra. Bei den meisten Menschen ist es blockiert, weil kaum jemand eine Berührung zulässt. Menschen begegnen sich meist oberflächlich, doch Freude empfindet kaum jemand dabei. Es fließt nicht wirklich, die Sinne liegen brach. Das, was du erlebst als Lorenzo, ist nichts weiter als John in der unbewusste Version. Vergangenheit gibt es nicht wirklich, auch keine Zukunft, alles ist jetzt. Unser Verstand funktioniert linear, das heißt, wir sind im Glauben, alles passiert nacheinander, doch in Wirklichkeit passiert alles jetzt. So sind auch alle Persönlichkeitsanteile da, heute empfinden wir so und morgen so, weil wir nicht nur eine Person sind. 

Wir haben 12 Persönlichkeitsanteile in uns. So hat jeder einen Priester in sich und auch eine Hure, wenn du verstehst, was ich meine? „Nein, sagt John, ich verstehe nichts.“ Sara lächelte und sagte: „Ich weiß.“ John runzelte die Stirn und kratzte sich am Ohr, es war ihm, als hörte er eine Musik in seinem Innern, eine Melodie, die er irgendwo schon einmal gehört hatte. Doch plötzlich war es auch schon wieder still. „Weißt du“, sagte Sara leise, es gibt soviel zwischen Himmel und Erde, was die Menschen nicht verstehen. Es gibt so unglaubliche Sachen im eigenen Innern zu entdecken und diese Reise hört nie niemals auf. Hat man gerade noch gedacht irgendetwas erkannt oder entdeckt zu haben, gibt es schon das nächste Phänomen. Aber nun sprechen wir von deinen inneren Persönlichkeiten. Stelle dir einfach vor, dein ganzes Sein, dein Wesen wäre ein Riesenzug. In diesem Zug gibt es viele Waggons bzw. Abteile. Z.B. gibt es da ein Schlafwaggon, ein Speisewagen und andere Abteile. Nimm einmal an, es gäbe ein Abteil, das deine Persönlichkeit repräsentiert, ein anderes deine Beziehung, eines für die Finanzen, für die Karriere, für die Spiritualität etc. 

Versuche zu verstehen, dass du aus verschiedenen Themenbereichen bestehst, die jeweils in einer bestimmten Lebenszeit genutzt werden. Und jetzt stelle dir weiter vor, es gäbe Menschen, unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich in diesen verschiedenen Abteilen aufhalten. 

Es gibt in dir ganz verschiedene Persönlichkeitsanteile, die eben durch diese Personen symbolisiert werden. Dein inneres „Theater“ sozusagen. So kann es z.B. sein, dass „der Priester“ in dir im Schlafwagen sitzt und eine andere Person, wie „die Liebende“ in dir in dem Speisewagen. Vielleicht sitzen auch zwei ganz unterschiedliche Charaktere in einem Abteil und vertragen sich überhaupt nicht. So ungefähr musst du dir deinen ganz persönlichen Raum vorstellen, wir haben ganz unterschiedliche, vielfältige Seiten in uns, manche sind uns bewusst und manche nicht. Wir kennen uns selbst manchmal so wenig bis gar nicht, es sei denn wir fangen an, uns mit uns selbst zu beschäftigen. 

In der Astrologie heißt es, wir werden in dem Moment, wo wir auf die Welt kommen und eigenständig atmen, ein ganz eigenes persönliches Drehbuch im Leben haben. Die Sternenkonstellation am Himmel im Moment der Geburt bestimmt dieses Buch des Lebens, aber im Sinne von „Möglichkeiten“, „Eigenschaften“, „Vorlieben“, „Stärken bzw. Schwächen“, es ist kein Gesetz, nachdem wir zu leben haben, sondern eine Hilfe, uns zu begreifen. Manchmal denkt ein Mensch, er wäre eine Trommel, dabei ist eine Geige, nur mal so als Beispiel. So trommelt er sein ganzes Leben und findet nicht den richtigen Ton, weil er eben eine Geige ist. Irgendwann findet man vielleicht dieses Dilemma heraus und man erlebt de Entdeckung der Geige, oder aber man trommelt sein ganzes Leben lang und findet nicht den richtigen Ton! Oder man denkt man sei ein Elefant, dabei ist man eine kleine, süße Maus. „Du willst mir also deutlich machen, dass ich wohl eine Flöte bin, obwohl ich mich wie ein Klavier verhalte … ach Sara, du bist schon ziemlich kontrabassig“, sagte er entspannt und fühlte sich plötzlich federleicht, denn er wusste, diese Frau eröffnet ihm gerade einen neuen Zugang zu sich selbst. 

Dann setzte sich John ans Klavier und spielte, er spielte eine ganz neue Melodie, die soeben seinem innersten Herzen entsprang und bemerkte nicht, wie es dunkel wurde und als er sich umschaute, Sara verschwunden war. Er spielte weiter und genoss diese zarte Berührung mit der Musik, die ihn alles, was er eben erlebt hatte noch lange nachspüren ließ. Berührung … dachte er, ja, es ist wahr, Berührungen, wirkliche Berührungen hatte er im Leben eigentlich noch nicht wirklich erfahren. John spielte und spielte, Melodien, die er noch nie zuvor gespielt hatte und auch nicht wusste, woher sie kamen, seine Finger wurden wie von Zauberhand geführt und er tauchte in eine tiefe Trance, doch sein Körper war in vollkommener Tätigkeit, weiterhin im Spiel, in der Musik, doch sein Geist enthob sich der Schwerkraft und er landete in einem Feld zwischen Himmel und Erde. Er fühlte sich eins mit seinem Klavier, mit seinem Haus, seinem ganzen Umfeld, er hatte noch nie zuvor so etwas erlebt und wusste auch nicht, was er von nun an denken, fühlen oder gar tun sollte. Er wünschte sich, dass sich dieser Zustand niemals auflöste, doch plötzlich hörte er einen heftigen Knall. 

Ein Gewitter schien aufzukommen und er sah, wie sich der mittlerweile pechschwarz gewordene Himmel in einen hellen Lichtkanal von Blitzen verwandelte. Es begann in heftigen Schwallen zu regnen an. Es war ein Gewitter, das ihn zwar aus seiner Trance herausriss, doch er spürte und lauschte diesen Regenfällen, die seine Melodien weiterzuspielen schienen. Er hatte mittlerweile die Hände auf seinem Schoß zusammengelegt. John schaute aus dem Fenster, setzte sich auf sein großes Fensterbrett, nachdem er seinen Flügel schloss und seinen kleinen Klavierhocker verließ. Er öffnete das Fenster und schaute auf das Schauspiel am Himmel. Es überkam ihn eine Frische, eine Vertrautheit mit dem Regen und ein Gefühl von Freiheit. Doch er wusste immer noch nicht, wer Sara war, woher sie kam und was gerade in seinem Leben passierte. Er ging zu Bett und fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf.


Fortsetzung folgt...  

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