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Der Grüne Mond
Tote leben besser
KAPITEL I
„Kennen wir uns? fragte John und suchte in ihrem Gesicht eine Antwort. In dem Gesicht der Frau, die schon so früh ihren Cappuccino verlangte, als gehöre er zu ihrer Persönlichkeit!
„Nein“,antwortete Maria“, ich habe dich noch nie gesehen, aber manchmal ist einem so, als kenne man sich.“ Maria grinste, als sie diese Worte aussprach und hatte plötzlich so ein warmes Strahlen im Gesicht. John servierte ihr den Cappuccino und dachte bei sich, komisch, sie ist mir so vertraut.
„Kennst du das Tarot? fragte Maria und kramte in ihrer Tasche. „Was ist das, ein Weltwunder? lachte John. „Nein, oder doch ja, das Tarot ist sogar eines der vielleicht größten Weltwunder.
„Hmmm, John grübelte, hatte er vielleicht doch schon mal davon gehört.
"Was genau meinst Du damit, ich glaube ich kenne die Tora, das heilige Buch der Juden.“ Maria bestätigte, „ja, so etwas in der Art ist auch das Tarot. Es ist ein Orakelbuch. Oder besser gesagt, ein Buch, in denen die verschiedenen Bewusstseinsstufen der Menschen in Form von Symbolen beschrieben werden. Es spiegelt auch das wieder, was gerade ist, wie du dich fühlst und was du gerade erlebst.
Da es keine Gäste in dem Café gab, setzte sich John zu Maria an den Tisch. Es war erst 8:00 Uhr in der Früh. „Erzähl mir mehr, bitte. Weißt du, ich hatte in der letzten Zeit so seltsame Träume, in denen mir immer und immer wieder.eine Frau erschien. Irgendwie erinnerst du mich an diese Frau, aber sie hatte blaue Augen und du hast grüne Augen, doch auch du machst solch seltsame Andeutungen, die ich nicht verstehe. Ich denke nicht, dass dies hier wieder nur ein Traum ist, doch ich bin ja gerade bei der Arbeit und kann gar nicht träumen.“
„Bist du dir da sicher?“ fragte Maria und grinste schon wieder so lieblich. „Ja, ich bin mir ganz sicher, jetzt bin ich voll da und wach, überzeugte sich John selbst. „Nun gut,“ Maria hatte nun in ihrer Tasche das gefunden, was sie suchte. Es waren Karten, bunte Karten, John schaute neugierig und fragte: „das sind doch Spielkarten“.
„Willst du etwas über dich wissen?“ fragte Maria und grinste ihn an. „Aber klar, antwortete John, mittlerweile bin ich total auf mich selbst fixiert und bin neugierig und total gespannt, was es noch zu entdecken gibt. Wie gesagt, meine Träume waren schon krass.“ ,„Gut“, sagte Maria, dann erzähl ich dir mal was, aber da du ja arbeiten musst, haben wir ja nicht wirklich viel Zeit.
„Ach“, John schaute sich um, „komisch, es scheinen gerade keine Frühstücksgäste zu kommen.“
„Maria lächelte in sich hinein. John sagte: „Wir unterhalten uns bis Gäste kommen.“
Mittlerweile war es 08:30 Uhr und niemand scheint heute ins Café zu kommen. „Kennst du Yemaha?“ fragte Maria. „Nein, woher auch?", antwortete John und lächelte.
„Yemaha ist die afrikanische Vollmondgöttin, fuhr Maria fort, sie ist ein Symbol der Mondkraft und Ursprungsquelle unserer Lebensenergie. Sie ist das Geheime und Unentdeckte in uns. Sie steht für unserer Intuition und wird mit der Tarotkarte Mond wiedergespiegelt. Der Mond in uns ist irrational, voller Leidenschaft, Instinkten und Gefühlen, die nicht unbedingt definierbar sind.
Wenn ich mir deine Situation tarottechnisch bewusst machen möchte, so wie ich es jetzt gerade tu, spiegelt die Karte „der Mond- Yemaya – die Mondin“ genau deine momentane Welt wieder. Schau, so sieht sie aus, die Mondin."
Maria zeigte ihm die Symbolkarte der Mondin.
"Wow“, staunte John. "Ist ja unglaublich, wie sie strahlt, und das mit nur einem Auge!“ „Ja“, antwortete Maria. Das ist das „dritte Auge“, im Sankskrit, der indischen Gelehrtensprache wird es „Ajna“ - oder das Ajna Chakra genannt. Es ist das Energiefeld der Intuition, der sogenannte 6. Sinn. Es sieht all das, was wir mit unseren physischen Augen nicht sehen. „Woher hast du diese Karten?“ fragte John neugierig.
"Meine Großmutter war eine echte Zigeunerin und verdiente ihr Geld für die Familie mit Wahrsagen und irgendwann gestaltete und zeichnete sie diese Karten hier. Sie sind einzigartig." "Das ist ja krass", entgegnete John. " Sehr krass. Hast Du noch mehr davon?
Er sah, wie sie ein kleines Täschchen aus Samt bei sich trug, aus dem sie zuvor diese "Mondin-Karte" herauszog.
"Oh ja, wir können ja mal schauen, was Deine Hauptenergie ist, lieber... wie heißt Du eigentlich? fragte sie verschmitzt.
"John", grinste er, denn auch er kannte ihren Namen ja noch gar nicht. "Und du Frau Mondin?" "Ich heiße Maria, so wie meine Großmütter. Beide hießen sie Maria. Ok lieber John, dann schau ich mal in dein Energiefeld und sehe mir deine Hauptkraft an."
"Ich verstehe kein Wort", sagte John.
"Natürlich nicht, du sollst ja auch nicht verstehen, sondern fühlen. Unser Verstand ist so begrenzt, doch unser Wahrnehmungsorgan umso größer. Aber klar, um wahrnehmen zu können, erfordert es zumindest ein Verstehen um diesen Prozess. Diese Tarotkarten spiegeln deine feinstofflichen Körper wieder. Deine Gefühle, Gedanken, dein Unterbewusstes, alles, was was du nicht direkt über den Verstand wahrnehmen kannst.
Es ist wie ein Spiegel, um in dein Gesicht schauen zu können, bedarf es auch eines Spiegels. Die eigenen Augen hat noch nie jemand zuvor gesehen, nur wenn man in einen Spiegel schaut.
Und gerade unsere Augen sagen soviel über einen Menschen aus. Sie identifizieren uns sogar über unsere Augenfarbe. Das Gesicht ist einzigartig und doch können wir uns niemals sehen. Das ist doch sehr erstaunlich, oder? "
"Ja, das ist es wohl", grübelte John und stellte fest, dass er noch nie darüber nachgedacht hatte.
Verrückt, total verrückt, stellte er fest und kam gar nicht darüber hinweg. "Und genauso wie der Spiegel unser Gesicht und vor allem auch den Ausdruck unseres Gesichtes spiegelt, so spiegelt das Tarot mit seinen Symbolen unser Unterbewusstes wieder. Es zeigt uns unsere verschiedenen Energiewelten, von denen es unzählige gibt. Man muss nur gezielt danach fragen. Und wir können diesen Symbolen ruhig vertrauen, denn es ist genauso neutral wie ein Spiegel.
Das Tarot oder auch andere Symbole sowie der Spiegel haben kein Interesse daran, was gespiegelt wird. Es spiegelt einfach."
"So so", John war so erstaunt und neugierig," dann erzähl mir mal, wer ich bin." "Na, das ist ja mal eine Frage", Maria war verblüfft und freute sich sehr darüber, dass John zu verstehen bzw. sein Wahrnehmungsorgan zu spüren schien.
Sie zog eine Karte aus ihrem Samt-Säckchen und legte sie verdeckt auf den Tisch.
" Bist du bereit? " fragte sie.
John war bereit und sagte: "Yes, Mam" und grinste.
"Na dann", sagte Maria und drehte die Karte um.
"Wow", John war sehr aufgeregt zu erfahren, wer er denn sei. " Na zuerst einmal muss ich Dir sagen, lieber John, dass wir niemals gleich sind. Es ist dein momentan er SeinsZustand, der sich jederzeit verändern kann.
Jetzt gerade bist du in der Kraft des "Teufels", es ist eine sehr machtvolle Energie." "Was? " rief John entsetzt. Wie, der Teufel? Den gibt es doch nur in der Bibel. Ich bin nicht gläubig. "Nein, der Teufel ist eine Kraft in uns, die uns sehr viel Macht verleiht, aber vielleicht haben wir unsere Macht auch abgegeben und fühlen uns unterdrückt. In welchem Lebensbereich auch immer.
Diese Karte ist nicht negativ, keine Karte ist es, sie macht uns nur unserer Fähigkeiten und Energien bewusst und deine Hauptkraft ist derzeit die Kraft und Macht.. Du hast Macht. Auch über andere, doch spüre mal in dich hinein, wo du vielleicht unterdrückst oder gar ausnutzt.oder wo Du wertschätzend unterstützt und andere nährst.
Grundsätzlich ist es eine sehr kraftvolle Energie, die in dir steckt und derer du dir sicher auch schon bewusst geworden bist.
Falls Du Dich aber in einem Zustand von Unterdrückung befindest, spüre in Dich hinein und finde heraus, in welchen Lebensbereichen Du ein Ungleichgewicht spürst.
Du kannst jede scheinbar negative Kraft in eine positive KraftQuelle verwandeln.
Es ist wirklich sehr interessant da einmal hineinzuspüren."
Plötzlich kamen Gäste, John war wie gebannt und fühlte sich sehr seltsam. Er schaute auf, den Blick weg von der Karte und hin zu den kommenden Gästen gerichtet. Die Zeit schien still zu stehen und plötzlich wurde ihm einiges klar.
Er war momentan nicht sehr glücklich hier in diesem Café. In ihm stecken soviele andere Qualitäten und Talente, die er gerne ausleben würde.
Nun musste er aber erstmal wieder zu seinen Gästen und entschuldigte sich bei Maria. Er hatte nun zu tun, Frühstück zuzubereiten und Kaffee zu servieren.
Aber er tat es anders, ganz anders als sonst. Was ist mit ihm passiert? Es ging ihm einiges durch den Kopf, doch es strömte mit den Gedanken ein kleines Freiheitsgefühl mit, dass ihn sich leicht und lichtvoll fühlen ließ.
Maria lächelte ihm zu, nippte an ihrem Cappuccino und saß einfach nur da und beobachtete ihn.
John lief von Tisch zu Tisch, doch er konnte sich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Er war verwirrt und wollte einfach nur noch bei Maria sitzen und mit ihr weiter reden.
Maria lächelte ihm zu, als seine Augen sie suchten. Sie saß da und lächelte einfach nur, sie war völlig entspannt und schmunzelte in sich hinein.
John wusste, er ist immer wieder neu an einem Punkt, an dem er über sein Leben nachdenken und vieles verändern muss, doch vor allem, sich selbst endlich mal wahrnehmen muss. Er ist mittlerweile 40 Jahre alt und weiß immer noch nicht wirklich, wer er ist. Alle Menschen, die er kennt, hatten oder haben einen LebensPlan, Kinder, Karriere etc. Er selbst hatte noch nie einen richtigen Plan. Er lebt so vor sich hin und doch ist er nicht unglücklich."
"Könnte ich bitte noch ein bisschen Milch haben", frage Maria und deutete auf ihren Kaffee.
"John wurde aus seinem Tagtraum herausgerissen und antwortete freundlich:
"Aber ja natürlich,, grinste er sie an und sagte: „ich bin gleich wieder da.“
"Er ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und holte die Milch heraus, dabei viel ihm die Milchtüte aus der Hand und er verschüttete das gute Bioprodukt.
Doch er reagierte ganz gelassen und beobachtete den "Lauf" der Milch und hatte plötzlich eine entzündene Idee.
John stand plötzlich nur da, fast wie erstarrt, so sehr durchblitzte ihn diese Idee. Er hatte sie wohl schon so lange mit sich herumgetragen. Durch die Symbolik der verschütteten Milch, die ein Kunststück auf dem Boden darbot, ist es ihm plötzlich sonnnenklar.
John sprach leise zu sich selbst: Heilige Milch, ich danke dir. Die Milch lief in alle Ecken und Ritzen des Bodens und bildete eine spiralförmige Show auf dem Fußboden, der ziemlich uneben war, weshalb sich die Milch so zauberhaft verteilen konnte. Am Ende floss alles in die kleinen Mulden, die jetzt erst erkennbar waren. John dachte gar nicht ans Saubermachen, sondern beobachtete einfach den Verlauf der Milch als wäre er in tiefer Meditation. Völlig hypnotisiert von dieser eigentlich unschicklichen Angelegenheit.
Die Milch, dachte er bei sich, ist doch das Symbol des Lebens. Es ernährt das junge Leben, egal ob Mensch oder Tier. John fühlte sich selbst wie diese Milch, die erst "verschüttet" werden musste, sich also verteilen musste um ein Kunststück zu fabrizieren.
Er fühlte sich nämlich schon lange, wie in einer Milchtüte gefangen. Soviel Leben gebündelt in einer Packung und im Kühlschrank versteckt. Ihm war klar, dass es nur ein Symbol war, doch dadurch spürte er, dass er sich selbst schon lange entfalten wollte, doch er wusste einfach nicht wie.
Dafür musste ersteinmal etwas fallen gelassen werden. Jetzt "fiel" ihm soviel ein, was, losgelassen werden wollte.
Als erstes, so dachte John, sollte er seine Angst loslassen und in Mut verwandeln. Da sitzt nun diese zauberhafte Frau und er hatte schon wieder Angstschweiß auf der Stirn und in seinen Händen und ließ wohl deshalb auch die Milchpackung fallen. Sie fluschte geradezu aus seiner Hand, weil auch diese sehr feucht war.
Oft traute er sich schon nicht, Menschen die Hand zu geben, weil er so feuchte Hände hat. Ganz schlimm ist es, wenn er eine Frau attraktiv und interessant findet und sich absolut nicht traut, ihr zu nähern. Und jetzt ist es wieder genau so eine Situation, dachte er. Was soll er nur machen? Zuerst einmal die Milch aufwischen, dachte er bei sich und schmunzelte trotz Aufregung in sich hinein.
Er nahm einen Lappen aus dem Schrank, tränkte den Lappen ins Wasser und wischte die Milch auf, bis der Boden wieder blitzblank war. Er stellte die Utensilien zurück, nachdem er sie saubergemacht hatte, wusch sich die Hände und ging zurück auf die Terrasse.
Maria wartete immer noch auf ihre Milch. John kam aber ohne Milch zurück und hatte komplett vergessen, warum er überhaupt die Milch aus dem Kühlschrank holte, so sehr war er in seinen eigenen Gedanken versunken.
John wusste wirklich nicht, was das wieder alles zu bedeuten hatte, doch diesmal wollte er sich keine Gedanken machen und endlich einmal seinen Kopf ausschalten. Er entschloss sich, nur noch seiner Intuition zu folgen und keinen äußeren Einflüssen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Er hatte einfach die Nase voll vom Denken und Wollen. Er will nicht mehr denken und er will auch nicht mehr wollen.
Jenseits von allem Gedachten und Gewollten liegt seiner Meinung nach von jetzt an sein neuer Weg. Es ist ein Weg nach innen, obwohl es ein Weg nach "draußen" ist. Raus aus alten Vorstellungen, denn alle Vorstellungen stehen ja "davor", vor dem, was wirklich real ist, wirklich wirklich ist. Nun gilt es diese Wirklichkeit wahrzunehmen, ungeschminkt, ein Blick "hinter die Kulissen" und nicht mehr "davor".
Er ist ganz aufgeregt gerade, dass er "es" förmlich spüren kann, das Neue, das Wirkliche, das Außergewöhnliche, aus dem Gewöhnlichen heraus.
Während er so vor sich hinphilosophierte, fragte Maria: "Wo haben Sie denn meine Milch? ". John fühlte sich ertappt und sagte leise: " Die hab ich verschüttet und dann vergessen. " Dabei stand er ganz ruhig vor ihr und dachte bei sich. Ist doch sowieso jetzt egal, denn er fühlte plötzlich einen Druck in der Brust, der ihn weiter sagen ließ: " Haben Sie heute Abend schon was vor? "
Maria lachte und antwortete: "Nein, aber nur wenn ich nun endlich meine Milch bekomme" und grinste ihn an.
John nickte und ging zurück in die Küche.
Es gab keine Milch mehr und so verließ er kurz das Café und wollte gegenüber im Supermarkt Milch kaufen. Da er wie in Trance über die Straße lief, übersah er das gelbe Auto, das viel zu schnell um die Ecke angerast kam.
Er war auf der Stelle tot.