Mythologie & Geschichte der Liparischen Inseln



Mythologie & Geschichte der Liparischen Inseln 

oder warum sie auch Äolian Islands genannt werden


Die Äolischen Inseln verdanken ihren Namen der hellenischen Mythologie. Der Legende nach war der erste Kolonisator der kursive König Liparo. 


Man sah die Inseln als Sitz des mythischen Windgottes Äolus (altgriechisch Ἄιολος Aiolos, lateinisch Aeolus) an, weswegen sich der Name Äolische Inseln einbürgerte.

Äolus wurde von Zeuals Verwalter der Winde eingesetzt und lebte auf der Insel Aiolia. 

Er beherbergte Odysseus auf seinen Irrfahrten und überreichte ihm vor der Weiterfahrt einen Sack, in dem die ungünstigen Winde gebannt waren. 

Da die Gefährten von Odysseus, als dieser schlief, den Sack verbotenerweise öffneten, wurden sie durch schwere Stürme nach Aiolia zurückgetrieben.


Nachdem er von seinen Brüdern verdrängt wurde, zog er auf die Insel, die jetzt seinen Namen (Lipari) trägt, und baute eine blühende Kolonie auf. 

Einige Zeit später kam er auf der Insel an Eolo (sterblich geboren), der ein Freund von Liparo wurde. Nachdem er dem Monarchen geholfen hat, in sein altes Königreich zurückzukehren und seine Tochter zu heiraten Ciane, Aeolus wurde der neue Herrscher des Archipels.


Bei dieser Gelegenheit gab er dem Sohn von Ithaka den Weinschlauch der Winde, der ihm bei seiner Rückkehr in seine Heimat helfen sollte, und dann von seinen Gefährten unvorsichtig geöffnet.

Vulkan bedeutet: Heilige Insel. 
Der heutige Name der Insel stammt aus der römischen Mythologie, da Vulcano der lateinische Name von Hephaestus ist. 

Diese Insel wurde auch als die Insel der Toten bezeichnet. 

Tatsächlich wurden der Mythologie zufolge auf Vulcano die Körper der Toten gereinigt. 

Da jedoch keine menschlichen Überreste gefunden wurden, ist es möglich, dass die Leichen anschließend auf die anderen Inseln zurückgebracht wurden.





Die Geschichte 

Die Liparischen Inseln sind seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. bewohnt. Sie wurden vermutlich von Sizilien aus besiedelt. 

Im Neolithikum hatten die Liparischen Inseln Bedeutung als Lieferant von Obsidian. Die daraus resultierenden Handelskontakte sorgten für Wohlstand auf den Inseln. 

In der Kupferzeit ließ die Bedeutung der Inseln nach, der Obsidianhandel ging zurück und hatte wirtschaftlichen, kulturellen und demographischen Niedergang zur Folge. 


In der Bronzezeit, deren Beginn um 2200 v. Chr. angesetzt wird, erholten sich die Inseln, und es entstanden auf allen Hauptinseln, außer auf Vulcano, Dörfer mit runden und ovalen Hütten.

Lagen diese in der 1. Phase der so genannten Capo-Graziano-Kultur (benannt nach dem Fundort Capo Graziano auf Filicudi) ungeschützt auf meist flachem Gelände, wurden die Dörfer in der 2. Phase (ab ca. 1700) auf natürlich gut geschützte Punkte verlegt. 

Funde mykenischer Keramik, von der die meisten Exemplare aus dem 16. und 15. Jahrhundert v. Chr. stammen, bezeugen Handelsbeziehungen mit dem östlichen Mittelmeerraum.

Der Capo-Graziano-Kultur folgt um 1430 v. Chr. die Milazzese-Kultur die Parallelen zur auf Sizilien verbreiteten Thapsos-Kultur offenbart.


 Siedlungen der Capo-Graziano-Kultur werden in dieser Periode meist weiter genutzt. Auch in den Schichten der Milazzese-Kultur fanden sich Importe ostmediterraner Herkunft. 

Um 1250 v. Chr. wurden die Siedlungen auf den Liparischen Inseln zerstört – vor allem auf Lipari sind dabei Brandspuren bezeugt –, einige kleinere Inseln wurden offenbar sogar entvölkert und blieben lange unbewohnt. Die größeren Inseln wurden von Neuankömmlingen bevölkert, deren Hinterlassenschaften sich klar von denen der früheren liparischen Kulturen unterschieden. Die Keramik und Gebäude mit Holzstützbalken haben Parallelen auf dem italienischen Festland.

Nach späterer legendärer Überlieferung ließen sich Ausonen aus Mittelitalien auf den Inseln nieder, die möglicherweise mit den Neuankömmlingen identisch sind. Daher werden die Funde aus der Zeit zwischen ca. 1250 und 850 v. Chr. in der Forschung als „ausonisch“ bezeichnet. 

Der Anführer der Ausonen, König Liparos, soll der Überlieferung nach namengebend für die Inselgruppe gewesen sein.


Im 5. Jahrhundert v. Chr. kamen dorische Siedler aus Knidos und Rhodos. Die Liparischen Inseln waren zu dieser Zeit mit Syrakus verbündet und wurden deshalb von Streitmächten aus Athen angegriffen und geplündert. In den folgenden Jahrhunderten kämpften Griechen und Karthager um die Vorherrschaft. 252 v. Chr. nahmen die Römer die Inseln ein. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde auf Lipari die erste christliche Kirche errichtet.


416 wurden die Inseln zum Exil für den Usurpator Priscus Attalus, der hier bis zu seinem unbekannten Lebensende würdig untergebracht war.


Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches dienten die Liparischen Inseln als Unterschlupf für Piraten, und die Bevölkerung verarmte. Unter der Herrschaft der Araber auf Sizilien ab dem 9. Jahrhundert waren sie militärischer Vorposten der neuen Eroberer. Unter der Herrschaft der Normannen im 11. Jahrhundert blühte der Wohlstand wieder auf.

 Im Auftrag von Roger I. wurden auf Lipari ein Benediktinerkloster und die Kirche San Bartolomeo errichtet. Auf Salina entstanden kleine Städte.


1544 eroberte der osmanische Seefahrer Khair ad-Din Barbarossa die Liparischen Inseln und verschleppte fast die gesamte Bevölkerung Liparis in die Sklaverei. Im 17. Jahrhundert wurden die Inseln unter der Obhut der katholischen Kirche erneut besiedelt. Im 19. Jahrhundert sorgte der Handel mit Sizilien und dem italienischen Festland (Fisch, Wein, Keramik und Bimsstein) erneut für wirtschaftlichen Aufschwung, bis 1888 der Ausbruch des Vulcano vielen Inselbewohnern ihre Existenzgrundlage zerstörte. Über ein Drittel der Bevölkerung wanderte zwischen 1900 und 1950 nach Amerika und Australien aus.


Wie Ponza, Ventotene und die Tremiti-Inseln dienten auch die Liparischen Inseln während des Faschismus als bevorzugtes Verbannungsziel (confino) für Tausende von Antifaschisten. 

Nach dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 richtete das faschistische Regime 1941 am selben Standort ein Internierungslager (campo di concentramento) ein. Kurz darauf verfügte das Innenministerium die Deportation von „kommunistischen Ex-Jugoslawen“. Im November und Dezember 1941 trafen Männer und einige Frauen aus Montenegro, Dalmatien, Albanien und Slowenien auf Lipari ein. Im Dezember 1941 und im Juni 1943 war das Lager mit 383 bzw. 289 Insassen belegt. Einen Monat später wurde das Lager geschlossen.


1949 bewirkte der Film Stromboli erneut Interesse an den Liparischen Inseln, und der seit Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzende Tourismus verbesserte den Wohlstand der Inselbewohner. 

Der Film Der Postmann verstärkte den Trend. Seit den 1990er Jahren leben die Bewohner in erster Linie vom Tourismus und vom Erhalt der Ferienhäuser wohlhabender Norditaliener. 

Auf den Inseln Filicudi und Salina haben sich Persönlichkeiten aus Film, Fotografie und Literatur niedergelassen. Alicudi ist von deutschen Zuwanderern geprägt.


Kultur

Auf Lipari befindet sich ein archäologisches Museum, das Museo Archeologico Eoliano, das in einer prähistorischen und in einer klassischen Abteilung die Geschichte der Inseln dokumentiert. Zusätzlich gibt es eine vulkanologische Abteilung, die den geologischen Aufbau der Inseln veranschaulicht. Auf Salina informiert das Museo dell’Emigrazione Eoliana über das Schicksal der Auswanderer zu Beginn des vorigen Jahrhunderts


Ludwig Salvator von Österreich-Toskana (1847–1915) reiste als 22-Jähriger zu den Inseln. Er verfasste eine umfangreiche Dokumentation mit Stichen über die Liparischen Inseln, die zwischen 1893 und 1896 veröffentlicht wurde. Der erste Band beschreibt den Archipel im Allgemeinen, die weiteren sieben Bände sind den einzelnen Inseln gewidmet. In den 1970er und 1980er Jahren wurden die mit Stichen versehenen Bände in italienischer Übersetzung herausgebracht. Ein Kulturzentrum auf Lipari trägt den Namen Luigi Salvatore d’Austria.

Roland Zoss, ein 1975 zugewanderter Schweizer Autor und Musiker, beschreibt ein Leben in Harmonie mit der Natur und die Geschichte der sieben Inseln poetisch im Erzählband 

"Die Insel hinterm Mond" 

sowie auf dem Song-Album 

"Baumlieder".


Siehe auch die MondReise zu den Liparischen Inseln





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