7 STUNDEN ...
... oder das Mädchen von Manerola
Novelle von Anja Mond - MondGeschichten
KAPITEL 7
John fühlte plötzlich eine Energie, die er noch nie bei sich wahrgenommen hatte. Er war nicht nur in voller Lust entflammt, sondern er fühlte sich so eins mit Sara, aber auch so eins mit dem, was ihn umgab. Er spürte die Sonne, als strahlte sie selbst von ihm ab und als wärmte sie ihn zugleich. Der Wind, der zart um seine Haut wehte, erschien ihm als sein eigener Atem und der Geruch der Wiese, der Blumen um ihn herum waren seinen eigenen Porenausströmungen gleich. Was passierte gerade wieder, dachte er bei sich und verfiel dann gleich aber dem nächsten Liebesschauer.
John war so in Wallung, dass er nicht mehr klar denken konnte und auch nicht mehr wusste, wer, wo oder wie er war. Er war einfach nur da, präsent, in diesem Augenblick eins mit allem um sich herum. Sara war da, aber auch wieder nicht, denn er spürte sie nicht mehr von sich getrennt.
„Ich liebe dich“ flüsterte eine Stimme, die John vernahm, doch als er Sara anschaute, die ganz lieblich neben ihm wieder auf der Wiese zu erwachen schien, bemerkte er, dass sie so versunken war und nicht zu sprechen schien.
„Ich liebe dich“ hörte er wieder und sah, dass Sara tatsächlich den Mund verschlossen hatte.
Doch er bemerkte, dass diese Worte wie ein Strom aus ihrer Richtung kam. Er spürte Schwingungen und wusste plötzlich, es waren ihre Gedanken.
Wie selbstverständlich sagte er, ich liebe dich und er sah, wie sie lächelte. „Ich weiß, dachte sie wieder, wobei ihr Mund verschlossen blieb.
John dachte dann: „Wer bist du?“ und Sara ebenfalls denkend: „Ich bin du und du bist ich.“ Wir sind und waren nie voneinander getrennt. Du hattest nur deinen Glauben an dich selbst verloren, dein Herz war tot, du konntest nicht mehr lieben, hast vergessen, was Wärme, Liebe, Geborgenheit, Nähe und Frieden ist. Doch nun, da du dich einfach fallen gelassen, einfach vertraut und dich hingegeben hast, sozusagen dein Herz weit geöffnet hast, bemerkst du, dass du von nichts aber auch von gar nichts getrennt bist. Du bist alles!
Ich bin „nur“ dein Herz, ich spiegele dir dein Herz, deine Liebe, nun weißt du wieder, was Liebe ist.
Es zählt nur die Liebe im Leben, die „Fähigkeit“ zu geben, aber auch zu empfangen. Du hast gelernt zu empfangen und nun kannst du wieder geben, dir, anderen – aber vor allem dir selbst, denn du selbst bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Und wenn es dir gut geht, dann geht es allen Menschen um dich herum gut.
Vertraue dir, glaube an dich und vor allem liebe dich, genieße dich, erfreue dich an dir. Sei dir dein bester Freund und Liebhaber. Sei dein Schöpfer und erschaffe dir die Welt, die dir gefällt. Suche dir Farben und Formen aus und gestalte dir deine Bühne, deine Lebens- und Liebesbühne, auf der jeder Liebe, Freude und Kreativität leben kann. Liebe und alles ist gut!
John war wie entrückt, aufgeregt, innerlich zwar völlig entspannt, doch es kribbelte in seinem Körper. Er spürte eine Energie, die ihn fast ohnmächtig werden ließ, doch plötzlich brach aus ihm eine Flut von Kraft heraus, die ihn aufstehen ließ und er reckte und streckte all seine Glieder, er wollte Sara, die immer noch stumm auf der Wiese lag und immer noch lächelte, zu sich hinaufziehen und griff ins Leere.
Er sah sie, doch er konnte sie nicht anfassen, sie war wie Luft. Plötzlich veränderte sich ihre Gestalt, sie war zuerst menschengroß und langsam verwandelte sie sich in einen Grashalm, der auf der Wiese blühte, doch eigentlich schien es John, dass sie sich tatsächlich in Luft aufgelöst hatte. Doch es ertönte weiterhin in ihm:
„Geh deinen Weg, erlaube dir zu leben, so wie es dir gefällt. Liebe mit deinem Herzen aber geh.“
John wurde plötzlich ganz ruhig. Die Euphorie verwandelte sich in eine nie dagewesene Ruhe. Er bewegte sich langsam fort und verfiel in eine Art Geh-Trance, bis er wieder zu Hause angekommen war. Er legte sich sofort schlafen, denn es war bereits später Abend.
Am nächsten Morgen erwachte er ganz neu, ganz erfrischt und völlig entspannt, er dachte nicht, er fühlte nicht, er war einfach nur ganz da, wie noch nie in seinem Leben.
Heute hatte er eine Schicht in dem Café, in dem er ab und an arbeitete. Als er mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, war es, als zöge die ganze Welt an ihm vorbei, seine Gedanken flogen nur umher und die Bilder in seinem Innern ebenfalls, er hatte eine totale Innenschau.
Alles war ihm nun klar, ohne dass er es erklären konnte, er wusste einfach um den nächsten Schritt.
John kam in das Café – es war das „Café zum Mond“ – und löste die Frühschicht ab. Er kellnerte fröhlich, entspannt und gelöst wie noch nie und alle Gäste lachten und genossen ihre Cappuchinis und Snacks. Die Sonne lachte vom Himmel und John trug mit seinem charmanten Lächeln den Rest auf dieser Erde bei.
Kurz bevor er Feierabend machten wollte, vernahm er hinter sich eine Stimme, die fragte:
„Könnte ich bitte noch einen Cappuchino bekommen?“
John wurde heiß und kalt zugleich, drehte sich um und sah eine Frau in einem dunkelgrünen Kleid, die ihn mit ihren faszinierenden oliv-grünen Augen verschmitzt anschaute und ihre Frage mit einer ganz warmen Stimme wiederholte:
„Gibt es noch einen Cappuchino für mich oder machen Sie schon Feierabend?
„Nein, lächelte John, ich habe soeben erst das Café eröffnet … !“
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